Fortbildung aus CHAZ 6/2023

Volkmar Lent, Martin Wolff, Wolfgang Boos

Leberzysten − immer harmlos?

Die Häufigkeit von zystischen Läsionen der Leber beträgt nach den Angaben aufgrund von bildgebenden Untersuchungen 2,5 bis fünf Prozent [1, 2]. Horta et al. ermittelten bei der Analyse von 1184 Computertomographien folgende Befunde: benigne fokale Leberläsionen 461 (38,4 %), einfache Zysten 290 (24 %), Hämangiome 61 (5,1 %), Granulom-Verkalkungen 39 (3,2 %), fokale noduläre Hyperplasien 19 (1,6 %). Bei Ausschluss der Patienten mit bekannter Lebererkrankung blieb der Anteil von benignen fokalen Leberläsionen gleich (37, 5 %). Im Vergleich mit geschädigten Lebern hatten normale Lebern signifikant häufiger zystische Läsionen (27 bzw. 16,2 %) und Hämangiome (5,3 bzw. 1,1 %) [3]. Demnach kommen an/in der Leber einfache Zysten durchaus häufig vor.

Entstehung von zystischen Läsionen der Leber: Diese beruht bei ähnlichen Erscheinungsbildern auf äußerst unterschiedlichen Ursachen. Hierzu gehören angeborene und erworbene Fehlbildungen, infektiöse und nichtinfektiöse Erkrankungen sowie gutartige und bösartige Tumoren [4]. Jede davon erfordert eine eingehende fachübergreifende Vorgehensweise bei der Differentialdiagnostik und der Indikation zur Therapie [5, 6].

Diagnostik bei zystischer Leberläsion: Sie geht von der Sonographie der Bauchorgane aus. Hierbei kann eine zystische Struktur bei eindeutigen Kriterien als einfache Zyste gelten. Bei fraglichen Kriterien oder verdächtigen Hinweiszeichen wie abnormer Zysteninhalt, septierte Zyste/n, verdickte Zystenwand, erweiterte Gallengänge sind differenzierende Untersuchungen erforderlich. Hierzu gehören: Kontrast-verstärkte Sonographie (CEUS), CT/PET/CT, MRT sowie eine Serum-Analyse auf Antiköper gegen Echinococcus-Befall [1, 7, 9, 10]. Allerdings sind die bildgebenden Methoden relativ ungenau [11]. Im Zweifel führen eine perkutane Punktion mit Aspiration und Inspektion des Zysteninhalts oder eine laparoskopische Resektion der Zystenwand zur Klärung [1, 4, 10, 21].

Therapie bei zystischer Leberläsion: Von der jeweiligen Ursache abhängig, erfordert die eindeutige Unterscheidung der einfachen Gallengangs-/Leberzyste von der selteneren infektiösen Zyste (durch Echinococcus-Hydatiden, Amöben) und vom sehr seltenen malignen Zystenwandkarzinom. Hier helfen eine Bestimmung der Echinococcus-Antikörper im Blutserum, eine perkutane Zysten-Aspiration mit Analyse des Inhalts bzw. eine laparoskopische Zystenwand-Biopsie. Zu den therapeutischen Maßnahmen gehören: Perkutane Zysten-Aspiration mit Instillation von Äthanol (Sklerotherapie), laparoskopische Zystenwandfensterung/-resektion, offene Leberteilresektion [12–18].

Indikation zur Intervention: Diese ist bei den häufigsten einfachen Gallengangs-/Leberzysten nur bei Symptomen wie Schmerz, Fieber, Ikterus oder Komplikationen wie Blutung, Infektion, Gallengangsverschluss gegeben. Da derartige Ereignisse mit der Ausdehnung einer Zyste zunehmen, sind bei kleineren Zysten (<5 cm) sonographische Verlaufskontrollen sinnvoll. Symptomatische Gallengangs-/Leberzysten können durch eine perkutane Zysten-Aspiration mit Äthanol-Instillation oder eine laparoskopische Zystenwandfensterung/-Resektion erfolgreich behandelt werden. Der Einsatz dieser Verfahren richtet sich nach der Art der Zyste, ihrer Ausdehnung und ihrer Lage an/in der Leber [4].

... weiterlesen als Abonnent.

... den Beitrag kaufen.